Filmfest Bremen zeigte 10 Super-8-Filme
Jury verlieh zwei Preise
Wo hat es das zuletzt gegeben? Live aus dem Theater Bremen zeigte das Filmfest Bremen am Sonnabend, 17. April 2021, einen Online-Event mit analoger Projektion von 10 Super-8-Streifen. Motto des Abends: Super 8 meets Literature. Die Filme waren speziell für dieses Ereignis realisiert worden. Zwei Musiker untermalten die Kurzfilme mit improvisierten Klängen. Und die Autorinnen oder Autoren sprachen Texte zu ihren Werken.
Was mit einiger Verspätung um 20.15 Uhr begann, fand gut zwei Stunden später sein Ende in der Entscheidung der Jury. Sie wählten den 3-Minüter “Zyklus” von Eva Matz und Jonas Schmieta auf Platz 1. Der Preis ist mit 500 Euro und zwei Kodak Ektachrome Super-8-Filmen dotiert. In “Zyklus” geht es in eindringlichen Bildern um Blut. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die Periode, Schmerz, Krämpfe und Ohnmachtsanfälle. Die Jury war vor allem von den durchkomponierten, stilisierten Bildern beeindruckt, die technisch perfekt umgesetzt worden waren. Auch die Dichte des Textes und das Zusammenspiel mit den Bildern war gelungen.
Spontan entschied die Jury, einen zweiten Preis zu verleihen. Der dadaistische Streifen “Musikalisches Gestrüpp” von Annette Ortlieb und Anke Bär gefiel der Jury vor allem wegen das harmonischen Zusammenspiels mit der Live-Musik und den dynamisch inszenierten Szenen. Drei Ektachrome-Filme gingen an das Team dieses Films. Die Jury bestand aus Alexandra Tacke vom Kultursenat der Hansestadt Bremen, Ulrich Beckerhoff, Jazzmusiker und Komponist von Filmmusiken sowie Jürgen Lossau, TV-Produzent und Chefredakteur des Super 8 Magazins.
Am Rande der Veranstaltung zeigte Kodak einmal mehr den Prototypen der neuen Super-8-Kamera mit Wechselobjektiv, LCD-Display und synchroner Tonaufzeichnung mittels SD-Card. Den Teilnehmern des Wettbewerbs wurden Kodak-Taschen überreicht, in denen sich auch eine Broschüre über die Kodak-Kamera befand. Es sieht also so aus, als ob die Planungen zur Markteinführung weiter voran schreiten.
Alle Filme des Wettbewerbs mussten direkt in der Kamera geschnitten werden. Es gab keine Nachbearbeitung. Die Super-8-Streifen wurden mehrheitlich auf Kodak Ektachrome 100D gedreht, einer auf Tri-X Schwarzweißfilm. Die Vorführung erfolgte mit hochwertigen Bauer- und Elmo-Projektoren. Trotzdem blieb das Filmbild auf der großen Theater-Leinwand gegenüber den gezeigten Videoüberleitungen vom Beamer sehr dunkel. Super 8 ist eben in erster Linie für die heimische Projektion gedacht gewesen.
Die überdeutlichen Unterschiede zwischen heutiger LCD-Projektion und Schmalfilmwiedergabe mittels Halogenlampe sind jüngeren Zuschauern schwer zu vermitteln, wenn sie nicht wissen, dass das Filmformat eigentlich nur für den häuslichen Einsatz gedacht war. Enttäuschung bei der Vorführung ist damit vorprogrammiert. Eine Digitalisierung der Filme in 2K oder 4K und ein späterer Beamer-Einsatz im Theater würde brillantere Resultate hervorbringen, ohne den körnigen, tänzelnden Charme des Super-8-Filmbilds zu zerstören.
Um nicht missverstanden zu werden: Dies ist kein Plädoyer für eine generelle Projektion in digitalisierter Form, aber bei solch großen Events ist dies vermutlich die bessere Alternative. In privatem Kreis bei häuslicher Vorführung geht nichts über den Einsatz eines echten Super-8-Projektors. Dort ist dann auch das Ergebnis leuchtend und farblich eindrucksvoll.
Das Filmfest Bremen plant indes erfreulicherweise die Fortführung des Events und die ersten Anmeldungen, um einen neuen Film zu realisieren, liegen auch schon vor.
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jürgen lossaus kommentar deckt sich mit meinem eindruck.
was die projektion angeht:
wird der film professionell digitalisiert frame by frame, verschwindet die unscharfe begrenzung des filmbildes, da gibt es offenbar keine alternative.
das team in konstanz wollte vor ein paar jahren (bei digitaler projektion) unbedingt diesen effekt haben. mein digitalisierer mogelte einen unscharfen rahmen hinein, was man aber erkennen konnte, weil der film dahinter wackelt wie in einem fenster.
das heißt: eigentlich bietet nur das abfilmen von der leinwand den authentischen effekt.
oder ?