Die Arco-Story (2)
Der Clou zum Schluss: 16mm
Von Dieter Scherf
1960 wagte man sich bei ARCO an die Konstruktion einer 16mm-Filmkamera, die sich von den bisher gefertigten 8mm-Modellen deutlich abhob. Die ARCO TV16 entstand. Sie wurde für das japanische Fernsehen entwickelt (Nippon Hoso Kyokai, kurz NHK) und nur in ganz geringer Stückzahl gebaut. So sollen fünf Stück in den Export gegangen sein, während 45 Exemplare fürs einheimische Fernsehen bestimmt waren.
Für diese Kameras wurden Anleitungen gedruckt, aber während der Montage kam für den Hersteller ARCO das Aus. Zwei ARCO TV 16 sind wohl nach Deutschland geraten, von denen sich eine in meiner Sammlung befindet. Bei meinem ersten Exemplar waren jedoch keine Objektive dabei, als ich sie erstanden habe.
Alle Informationen über diese Kamera stammen aus der japanischen Fotozeitschrift All about Historical Cameras, Ausgabe 16. Die Objektive hatten die Lichtstärke 1:1,8, es müssen aber lichtstärkere Objektive geplant worden sein, da der Objektivrevolver einen Durchmesser von 120 mm hat und somit lichtstärkere Objektive Platz hätten.
Für die Aufnahmen von meiner ersten ARCO TV16 habe ich Objektive von Meopta 16mm-Kameras ( 2,8/80mm und 1,8/50mm) sowie ein Canon Zoom 2,1/15-75mm montiert, alle mit C-mount Gewindefassung. Später ergatterte ich dann eine ARCO TV16 mit den Originalobjektiven.
Der Sucher der ARCO TV16 ist verschließbar gegen Lichteinfall und hat eine Mattscheibe zur Scharfstellung. Beim Abblenden der Objektive verdunkelt sich der Sucher entsprechend.
Die Sektorenblende der ARCO TV16 lässt sich in neun Stufen einstellen: 220°, 165°, 110°, 82,54°, 55°, 41,3°, 27,5°, 20,5° und geschlossen. Am Ende der Scala steht “S” für “STOP”. In dieser Stellung bleibt die Kamera stehen, auch wenn der Auslöser auf Dauerlauf steht. Wenn der Hebel zur Kamera gedrückt wird, lässt sich die Sektorenblende stufenlos und ruckfrei bedienen.
Die Ähnlichkeit der Kamera mit der von Bell & Howell ist deutlich zu sehen, auch der seitliche Sucher ist vergleichbar. Selbst der Verschlussknauf ist ähnlich. Darunter dann die drei Objektive mit den Brennweiten 25, 12,5 und 75mm mit C-mount Anschluss. Mit den entsprechenden Adaptern wurden die Colinar-Objektive von ARCO für Leica, Exakta und M42 angesetzt.
Die Filmführung mit Vor- und Nachwickel-Zahnrädern sind deutlich zu sehen. Wenn der silberne Knopf in der Mitte nach rechts geschoben wird, öffnet sich die Filmbühne und zugleich werden die Führungsschuhe an den Zahntrommeln zum leichteren Einlegen des Films geöffnet. Wird der Knopf nicht wieder in die Ausgangslage geschoben, lässt sich der Kameradeckel nicht schließen bzw. die Kamera nicht zur Probe starten. Es erfolgt somit kein Filmtransport.
Der Transport wurde vom kameraeigenen Federwerk übernommen. Das angesetzte Magazin hatte mit Sicherheit Führungsrollen für die exakte Führung des Films ohne Beschädigung. Es gab vermutlich auch einen längeren seitlichen Sucher. Der Kameramann wäre sonst nicht nah genug an den Suchereinblick heran gekommen.
Das Federwerk der ARCO TV16 muss sehr groß sein, wenn man den Aufzugschlüssel mit dem der 8mm-Version vergleicht. Die ARCO CR-8 schafft den Durchzug von vier Metern Film bei einmaligem, komplettem Aufziehen.
Die Geschichte von ARCO ist hier zu lesen: https://www.super8.tv/de/die-arco-story/
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Toller Bericht über eine aussergewöhnliche Kamera.