Super 8×8
Kameras: Welche kann was? (2 von 8)
Im zweiten Teil des Workshops „Super 8×8“ geben wir dir Tipps über Kameras, die du dir zulegen solltest und über solche, von denen du besser die Finger lässt. Bedenke: alle sind über 40 Jahre alt! Nicht jede spielt heute noch mit und bei einigen ist die Technik auf der Strecke geblieben. Doch zunächst stellen wir dir in fünf Kategorien die guten Stücke vor, dann in drei Kategorien die wenig attraktiven.
01
Kompakte Kisten
Ideal für Anfänger: Kompakte Super-8-Kameras lassen sich prima an Skateboards befestigen, auf Skiern oder an Fahrrädern. In der Kompakt-Klasse habe wir handliche Kameras aufgelistet, die entweder gar keinen Griff haben oder über einen Klappgriff verfügen. Alle haben ein 3- bis 6-fach Zoom, Belichtungsmessung durchs Objektiv (TTL = through the lens) und arbeiten mit 18 Bildern pro Sekunde. Damit wären die wichtigsten Funktionen erfüllt. Du musst jetzt schauen, was du von der Kamera ansonsten noch erwartest:
- Einzelbildschaltung: haben die meisten
- Fernauslöser: manche arbeiten mit mechanischem, ruckelanfälligem Drahtauslöser, viele mit besserem elektrischen Auslöser über Kabel
- Filmzählwerk in Meter/feet: haben alle
- „Profigeschwindigkeit“ 24 B/sec.: ist bei einigen anwählbar, wenige in dieser Klasse haben auch Zeitraffer (9 B/sec.) oder Zeitlupe (ab 36 B/sec.)
- Makro: Alle Objektive können Motive ab etwa einem Meter Entfernung scharf stellen, bei sehr guten Lichtverhältnissen ist im Weitwinkel ab 0,7m alles scharf. Wenn du näher ran willst, brauchst Du Makro. Da gibt es einige Varianten: manche Objektive, wie bei Bauer, ermöglichen Scharfstellung ab Frontlinse bis 1,5 m; andere, wie bei der Canon 318M, müssen exakt 22,5 cm vom Motiv weg sein – was die Verwendungsmöglichkeiten total beschränkt. Da hilft nur ein Blick in die Bedienungsanleitung.
Hier einige Modelle:
Agfa Microflex 200, Agfa Microflex 300, Bauer C4, Bauer C6, Bauer C104, Bauer C14, Bauer Star 4, Bauer Top Star, Bolex 350 Macro Compact, Braun Motor Zoom Reflex Compact 500 Macro, Canon Auto Zoom 318M, Elmo C 56 Album 3600, Elmo Super 104, Elmo Super 106, Elmo Traveler, Eumig Mini 3 Servofocus, Eumig Mini 5 Makro Zoom Reflex, Minolta Pocket Z-8, Nizo S1, Nizo S125, Nizo S126, Nizo S30, Rollei SL86, Sankyo Super ES-44, Silma 6S, Yashica Super 40 K.
02
Nachteulen mit XL-Technik
XL steht für „existing light“. Diese Kameras sollen sich vor allem bei ungünstigen Lichtverhältnissen bewähren. Dafür sind zwei Faktoren maßgeblich: Besonders lichtstarke Objektive mit Öffnungen von 1:1,0 bis 1:1,4 (statt normalerweise 1:1,7 oder 1,8) und ein vergrößerter Hellsektor der Umlaufblende (statt 160 -180° bis zu 230°). Dadurch verlängert sich die Belichtungszeit auf rund 1/30 sec., was bei schnellen Motiven zu leichten Bewegungsunschärfen führen kann. In Verbindung mit hochempfindlichen Filmen (z.B. Kodak Vision3 200T und 500T) lassen sich auch abends interessante Ergebnisse erzielen. Wenn es zu dunkel wird, ist der Blick in den Sucher allerdings schwierig. Im Gegensatz zu hell leuchtenden LCD-Displays wird bei den meisten Super-8-Kameras ein Teil des Lichts, das ins Objektiv einfällt, abgezweigt und in den Sucher geleitet. Wenn es draußen finster ist, kommt auch im Sucher nichts an.
Was kannst Du von XL-Kameras noch erwarten:
- 9er Gang: Viele haben einen Zeitraffer eingebaut, mit dem die Belichtungszeit der Einzelbilder noch weiter verlängert wird
Hier einige Modelle:
Bauer C 5 XL Makro , Bauer C50 XL macro, Bauer C104XL, Bauer C105 XL, Bauer Top Star XL, Bauer Compact 20 XL, Bauer Compact III XL, Bell & Howell T30XL, Canon 310 XL, Canon 514 XL, Chinon 213, Chinon 133 P XL, Chinon 213 P XL, Elmo 412 XL Macro, Elmo 614 XL macro, Elmo Super 311 Low Light, Minolta XL 250, Minolta XL 400, Minolta XL 401, Minolta XL 601
03
Auf Tauchstation mit Super 8
Wer mit einer Super 8 ins Wasser gehen möchte hat die einfache Wahl: Da gibt es nur die Eumig Nautica. Diese Kamera kann ohne Zusatzgehäuse mit dir auf Tauchstation gehen, dreht aber auch über Wasser – zum Beispiel bei Regen – herrliche Bilder. Wenn du sie kaufen willst, achte darauf, dass die Schrauben noch nicht verrostet und die Dichtungsringe in gutem Zustand sind. Für die Türdichtung brauchst du Spezialfett. Ganz wichtig: Nach dem Gebrauch im Salzwasser immer gründlich mit Süßwasser abspülen und abtrocknen. Kameratür über lange Zeit geöffnet lassen, damit kein Kondenswasser im Gerät verbleibt.
Was kannst Du von der Eumig Nautica noch erwarten:
- Einzelbildschaltung
- +1 Blende Korrektur
- Makroaufnahmen unter Wasser; es wird aber nur scharf, was zwischen 27 und 34 cm von der Frontlinse entfernt ist – das wird ein ganz schönes Gefummel…
- Weitwinkelaufnahmen 5,3 mm: mit aufsetzbarer PMA-Linse. Bei Sonne ist zwischen 17 cm und unendlich alles scharf; sehr empfehlenswert!
- aufzuschraubender Rahmensucher: erleichtert das Anvisieren von Motiven unter Wasser
- Tiefenanzeiger zeigt beim Tauchen die zulässige Maximaltiefe für das Gerät an; bis 40 m ist das Biest absolut wasserfest
Die Nautica ist gebraucht für 200 bis 400 Euro zu haben. Für zwei weitere Kamerasysteme wurden spezielle Unterwassergehäuse hergestellt: das Bauer Aquarius für die Bauer C-Kameras und das baugleiche Silma Sub Nautilus für die Silma 4S/6S/8S. Diese Gehäuse sind recht selten, aber meist günstig zu haben. Fürs Schnorcheln gab’s früher Plastiktaschen von Ewa Marine, die mit viele Modellen tauchten. Ob die Plastikteile heute noch dicht bleiben ist eher unwahrscheinlich.
04
Kameras der Spitzenklasse
Spitzen-Kameras haben ein 8- bis 12-fach Makro-Zoom, das fest montiert ist und häufig in zwei Geschwindigkeiten motorisch durchfahren werden kann. Es gibt also bei diesen Geräten keine Wechseloptik. Das Feature bleibt den System-Kameras vorbehalten, um die wir uns gleich kümmern werden. Außerdem haben Spitzen-Kameras allerlei Spielereien an Bord:
- Auf-, Ab- und Überblendfunktion
- Zeitlupe (meist 48-64 B/sec.)
- Blitzkontakt für Einzelbildbelichtung und Zweibandvertonung mit elektronischen Impulsen
- Intervalltimer für Zeitraffer mittels Einzelbildschaltung
- Langzeitbelichtungsautomatik zwischen 1/10 Sekunde bis zu einem Bild pro Minute mit vorwählbarer Szenenlänge bis 12 sec. (Bauer C Royal und A508/512 sowie Nizo 561-801 und professional)
Die besonderen Lieblinge der Super-8-Freunde sind die folgenden Kameras, die gut und gerne für 250 bis 500 Euro über den virtuellen Ladentisch gehen:
Canon 814XL-S und 1014XL-S (obwohl mit Sound, aber sehr begehrt), Nikon R8 und R10, Nizo professional, mit einigem Abstand auch Bauer A508/512, alle Nizo-Modelle 481-801 macro
Zu dieser Kategorie zählen auch: Agfa Movexoom 10 mos electronic, Agfa Movexoom 3000 und 4000, alle Bauer C Royal Modelle, Bell & Howell 2146 XL und 2148, Bolex 480 macrozoom und 680 macrozoom (mit PMA-Weitwinkellinse), Canon Auto Zoom 814, 1014 und 1218, Carena Zoomex 7610-IM (keine echte Wechseloptik) und 7710-IM, Chinon 877 Macro, Elmo Super 108M, Super 110, Super 618R und 1018R, Eumig 128 XL, Eumig 860, 880, 881 PMA (alle drei mit Weitwinkellinse), Leitz Leicina Super, Leicina Super RT1, Minolta Autopak-8 D10 und 12, Nalcolm FTL 1000 (keine echte Wechseloptik), Silma 8S macro und 800 macro, Yashica Electro-8 LD8 und Super-800 Electro
05
Echte System-Filmkameras
Diese Modelle haben einen entscheidenden Vorteil: Du kannst das Objektiv wechseln. Alle aufgelisteten Beaulieu-Kameras verfügen über einen C-Mount-Anschluß. Damit sind auch die Wechselobjektive von 16-mm-Kameras nutzbar. Bei der Leicina Special ist ein Leica-M-Bajonett vorhanden. Neben der Standardoptik 1:1,8/6-66 mm gibt es für diese Super 8 ein Macro-Cinegon mit 10 mm, das auch Nahaufnahmen ermöglicht. Außerdem steht die gesamte Palette der Leica-M-Fotoobjektive offen. Die Brennweite der Foto-Objektive muss natürlich auf das Super-8-Bild berechnet werden. Das geschieht mit dem Faktor 6. Dadurch ergibt sich, dass ein Foto-Normalobjektiv von 50 mm etwa einem 300 mm Tele an der Filmkamera entspricht. Dass ist die 30-fache Vergrößerung der Super-8-Normalbrennweite von 10 mm. Da lässt sich mit extremen Tele-Brennweiten glatt in Mondkrater schauen – aber alles nur vom Stativ.
Die Beaulieus warben früher mit dem Slogan „100 % Licht im Sucher – 100 % Licht auf dem Film“. Erreicht wird das durch einen Schwingspiegelverschluss, der wie bei Profikameras funktioniert. Vorteil ist, dass wirklich das gesamte einfallende Licht für den Film zur Verfügung steht und nichts in den Sucherstrahlengang abgezwackt wird. Nachteil ist, dass es im Sucher flackert, während gedreht wird.
Die hier benannten System-Filmkameras haben aber noch einen weiteren gemeinsamen Vorteil: Sie verfügen alle über einen Drehregler, um die Filmempfindlichkeit des Materials manuell einzustellen! Da gibt es kein Vertun mit der Erkennung irgendwelcher Kassettenkerben. Extrem empfehlenswert, auf Ewig für alles gewappnet, dafür gern bis zu 1.000 Euro teuer!
Diese sind’s:
Beaulieu 2008 S, 4008 ZM II, 4008 ZM III, 4008 ZM IV, 6008, 7008, 9008 (letztere drei, obwohl es Sound-Modelle sind), Leitz Leicina Special
06
Nimm keine Dicke
Super 8 Kameras wurden 1964 zunächst als Stummfilmkameras konzipiert. Ab 1974 kamen Tonfilmkameras dazu. Die hatten einen Tonkopf und Andruckrollen, nutzten größere Kassetten und brachten mehr Gewicht auf die Waage. Tonfilmkassetten werden seit 1997 nicht mehr hergestellt. Wer heute zu einer Soundkamera greift, schleppt unnötig viel Ballast mit sich rum – und kämpft mit einer klobigen Kamera, die viel zu viele sinnlose Knöpfe hat. Nimm eine leichte, kleine Stummfilmkamera, die wurden parallel zu Tonfilmkameras weiter gebaut. Ausnahmen bestätigen diese Regel – dazu später mehr!
07
Vergiss Autofokus
Als Super 8 das gängige Amateurmedium war, kamen erste Autofokus-Einheiten auf. Die funktionierten über zwei Spiegel oder mittels Ultraschall. Beides war anfangs störanfällig und laaangsam. Außerdem trugen die dicken Boller vorn an der Optik reichlich auf. Damit kann heute keiner mehr was anfangen. Wer Super 8 will, muss selber scharf stellen.
08
Megazoom als Viagra?
Manche Super-8-Kamera hat ein 10fach oder 12fach Zoom. Das fand man früher geil. Lange Tüten standen für teure Kameras, prächtige Prestigeobjekte. Es sind aber auch große, schwere Kolben, die das Filmerleben nicht immer leicht machen. Drum vorher überlegen: Brauchst Du so ein Kaliber? Drehst Du fleißig immer auf dem Stativ bei langen Brennweiten? Wer aus der Hand drehen will, ist schon mit einem 6-fach Zoom überfordert. Denn merke: Bildstabilisierung gibt es hier nicht. Und mit kürzeren Brennweiten ist es leichter, scharfe Bilder zu schießen, weil die Schärfentiefe größer ist.
Im nächsten Workshop Super 8×8 stellen wir die Super-8-Filme vor: Schwarzweiß, Farbnegativ und Farbumkehr. Fünf Sorten zur Wahl – mit Beispielfilmen dabei.