Wenn Deidesheim ruft
Ein magischer Ort für Schmalfilmer
Es ist diese ausgelassene Stimmung zwischen Gleichgesinnten, die das Geheimnis von Deidesheim ausmacht. Auch 2018 sind am 13. und 14. April über 100 Schmalfilmer dem Ruf von Deidesheim gefolgt, um einmal im Jahr ganz in ihrem Element zu sein. Und siehe: es war wunderbar!
Der Freitag stand ganz im Zeichen sehr guter Pfälzer Küche im Turmstüberl. Rund 30 Filmbegeisterte wollten sich zunächst von den Speisen der Region begeistern lassen. Hat geklappt. Danach wurden von 20.00 Uhr bis Mitternacht allerlei Filme betrachtet – selbstgemacht oder fremdkopiert, vorgeführt auf Super 8, 16 mm und 35 mm. In der unnachahmlich kasemattigen Räumlichkeit des Deutschen Film- und Fototechnikmuseums und unter freundlicher Begleitung von Michael Ritter ist Kino immer ein Vergnügen.
Höhepunkt des Wochenendes ist am Samstag die jährliche Filmbörse, die vor einigen Jahren von Waghäusel nach Deidesheim umziehen musste. Sie ist mittlerweile kleiner geworden, aber über 100 Untentwegte finden immer noch den Weg ins malerische Weinstädtchen Deidesheim. Sie kommen aus Hamburg, Berlin, München, Düsseldorf oder Würzburg – und sie sind jedes Mal dabei. Fachsimpeln steht vor dem Schnäppchen, das aber auch nicht verachtet wird. Filmkopien wandern von einem Kofferraum in den nächsten, Filmkameras von einer Bereitschaftstasche in die nächste. Nur mit frischem Filmmaterial sieht’s seit einigen Jahren schlecht aus in Deidesheim. Doch nicht nur dort. Kodaks geplanter Farbumkehrfilm war deshalb großes Thema.
Erinnerungen werden wach. An diesem Tisch am Eingang stand früher Gottfried Klose mit seinen Cinevia-Filmen. Und in der großen Halle hat früher der Student Niklas Rühl mit seiner Kamera die Stände und Besucher abgelichtet. Die beiden sind nun nicht mehr dabei, aber die Idee des Filmens und Projizierens mit Super 8 – die ist einfach nicht klein zu kriegen.
Am Samstag gegen 14 Uhr lud das Museum als Veranstalter der Börse zur Auktion, bei der es noch allerlei Schätze für kleine Spenden zu ergattern gab. Da hatten sich die Ersten schon auf den meist langen Heimweg gemacht oder leerten in der einen oder anderen Bierschwemme das eine oder andere Glas, bis der frühe Morgen kam.
Und sie alle werden wiederkommen, wenn Deidesheim ruft.
Fotos: Friedemann Wachsmuth